Vorwort

Tschechische Verfilmungen von Märchen haben durch ihre feinfühlige Herangehensweise einen Sonderstatus ihres Genres erlangt. Filme wie "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" (1973) haben Sympathien und Herzen von Erwachsenen und Kindern erobert – sowohl in Ost- als auch Westeuropa. Die Märchenverfilmungen gleichen Erinnerungen an alte Träume, sie bewegen und berühren. Gründe dafür sind bestimmt nicht ausschließlich in den Inszenierungen zu suchen, sondern besonders in den starken Ideen, die ihnen als Grundlage dienen und sich auf traditionelle Märchen berufen.

Märchen sind Träger einer kollektiven europäischen Identität. Ihre bildhafte Sprache bringt ihren Zuhörern Sorgen, Ängste und Freuden ihrer Vorfahren näher. Besonders Kinder sind für solche archetypischen Bilder empfänglich, die ihnen als Spiegel ihrer eigenen inneren Erfahrung dienen.

Es macht wenig Sinn diese Geschichten mit einem Tatsachenbericht zu vergleichen, ihnen mit aufgeklärtem Verstand zu begegnen oder ihnen gar Unschlüssigkeit zu unterstellen. Märchen richten sich an Gefühle – ebenso wie Design.

Design ist meist keine Funktions-Optimierung eines konventionellen Nutzungsgegenstandes, die objektiv zu argumentieren ist. Vielmehr begegnet Design seinem Betrachter auf eine ähnliche Art wie Märchen ihren Zuhörern. Tschechisches Design im Allgemeinen und die ausgestellten Produkte im Besonderen besitzen eine ähnlich feinfühlige und romantische Geste, wie sie sich in tschechischen Märchenfilmen findet. Das zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sich die Freude daran bei jedem Mal wiederholt einstellt – wie bei Kindern, die sogleich nach den abschließenden Worten einer Märchengeschichte immer wieder begeistert rufen: "Noch einmal!"

Michael Vasku, Kurator